Attribute-Erfassung für den baden-württembergischen Teil der Welterbestätte "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen"

 

Paul Bobsin, M. Sc., Prof. Dr. Alexander Siegmund

 

Im Rahmen des Projektes "Pfahlbauten" erfolgt eine systematische Erfassung, Kartierung und Dokumentation der spezifischen Merkmale der insgesamt 15 Pfahlbau-Fundstellen in Baden-Württemberg. Durch die enge Zusammenarbeit mit lokalen Expert:innen sollen potenzielle Bedrohungen für die UNESCO-Welterbestätten identifiziert, mögliche Schutzmaßnahmen formuliert und das weitere Umfeld (Wider Setting) der Pfahlbau-Fundstellen definiert werden, um den außergewöhnlichen universellen Wert dieser prähistorischen Stätten nachhaltig zu bewahren. Ein abschließender Bericht soll Entscheidungsträger:innen helfen, künftige Infrastrukturmaßnahmen zu bewerten und könnte auch als wichtige Grundlage für Kulturerbe-Verträglichkeitsprüfungen dienen.

Die neolithischen und bronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen des Alpenvorlandes gehören aufgrund außergewöhnlicher Erhaltungsbedingungen im feuchten Milieu und unter Wasser zu den herausragenden archäologischen Fundstellen Europas und sind Denkmäler von einzigartiger Bedeutung und wissenschaftlicher Aussagekraft. An keinem anderen Ort der Welt bieten sich derart einmalige Einblicke in Leben, Alltag, Landwirtschaft, Viehzucht und technische Innovationen jungsteinzeitlicher und metallzeitlicher Siedlungsgemeinschaften im Zeitraum von mehr als 4.500 Jahren (5000 – 500 v. Chr.). Seit 2011 sind in sechs Ländern des Alpenraumes 111 dieser Pfahlbau-Fundstellen Teil des UNESCO-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" und unterliegen damit einem besonderen Schutzstatus. Die Eintragung als UNESCO-Weltkulturerbe beruht ganz wesentlich auf dem außergewöhnlichen universellen Wert (OUV) der Fundstellen. Um diesen Wert auch in Zukunft zu erhalten und somit die Fundstellen nachhaltig zu schützen, bedarf es einer umfassenden und systematischen Attribute-Erfassung in Form von Geodaten.

Für den baden-württembergischen Teil der UNESCO Welterbestätte soll dies im Rahmen des Projektes "Attribute-Erfassung für den baden-württembergischen Teil der Welterbestätte 'Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen'" erfolgen.

 

Abbildung 1: Übersicht über die 15 Pfahlbau-Fundstätten in Baden-Württemberg als Teil des UNESCO-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" (Eigene Darstellung).

 

Das Projekt zielt darauf ab, die spezifischen Merkmale der insgesamt 15 Fundstellen in Baden-Württemberg zu erfassen, zusammenzuführen, zu kartographieren und inhaltlich aufzubereiten. Diese systematische Erfassung liefert entscheidende Daten für die Planung und das Management der Welterbestätten und hilft, potenzielle Bedrohungen zu erkennen und geeignete Hinweise zu entwickeln, um diese zu vermeiden. Darüber hinaus stärkt sie das Bewusstsein für die Bedeutung des Kulturerbes und sensibilisiert private sowie öffentliche Entscheidungsträger:innen für dessen Schutz.

Die Attribute-Erfassung wird in enger Kooperation mit lokalen Expert:innen durchgeführt. In einem kollaborativen Workflow und im engen Austausch soll zusätzlich zu den bereits feststehenden Kern- und Pufferzonen insbesondere die weitere Umgebung (sog. Wider Setting), die einen direkten Einfluss auf den außergewöhnlichen universellen Wert der Fundstellen hat, erarbeitet und dokumentiert werden.

 

Abbildung 2: Einflussbereich einer vorgeschlagenen Maßnahme in Bezug auf die Attribute der Welterbestätte (UNESCO (2022): Guidance and toolkit for impact assessments in a World Heritage Context, S. 26).

 

Am Ende des Projekts wird ein Bericht erstellt, der räumliche (kartographische), tabellarische und fotografische Darstellungen sowie detaillierte Beschreibungen jeder Fundstelle umfasst.  Der abschließende Bericht ermöglicht es Entscheidungsträger:innen, künftige Infrastrukturmaßnahmen präzise zu analysieren und zu bewerten, um den OUV der Prähistorischen Pfahlbauten in Baden-Württemberg nachhaltig zu schützen. Er bietet einen schnellen und detaillierten Überblick, zeigt fundstellenspezifische Bedrohungen auf und enthält wichtige Hinweise zur Berücksichtigung der Belange dieser empfindlichen Fundstellen bei allen Planungsbelangen.

Andererseits kann die exakte Attribute-Erfassung der 15 baden-württembergischen Pfahlbau-Fundstellen zukünftig eine wichtige Beurteilungsgrundlage für Kulturerbe-Verträglichkeitsprüfungen (HIA - Heritage Impact Assessments) der UNESCO sein.

Das Projekt wird aus Mitteln des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart gefördert.

Projektlaufzeit: bis 31.10.2024

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